6 der besten nachhaltigen Stadtpläne der Welt

Aufgegeben am Donnerstag 30 September, 2021

Der jüngste IPCC-Report zum Klimawandel zeigt uns, wie wichtig es ist, entscheidende Änderungen in der Klimapolitik vorzunehmen, bevor es zu spät ist. Die Regierungen informieren uns über den Ernst der Lage und haben sich verpflichtet, bis 2050 Netto-Null Emissionen zu verwirklichen und damit klimaneutral zu werden. Einige Stadtoberhäupter sind jedoch der Meinung, dass ihre Regierungen zu langsam vorgehen, und stellen eigene, ehrgeizigere Klimapläne auf. Andere Städte haben bereits seit einigen Jahren Veränderungen vorgenommen und inspirieren andere Städte, es ihnen gleichzutun. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen einige effektive und inspirierende Beispiele für grüne Maßnahmen, die diese Städte umgesetzt haben, und welche Tipps und Anregungen Ihre Stadt von ihnen übernehmen kann.

Der Einfluss der Städte auf die Klimakrise

"Wir, die Städte, können es uns nicht leisten, abzuwarten, ob die [nationalen] Vorschläge ehrgeizig genug sind. Die Zukunft des Kampfes gegen den Klimawandel spielt sich auf unseren Straßen und Plätzen ab. Bei uns lebt der größte Teil der Bevölkerung, wir sind die Hauptverantwortlichen für die Treibhausgasemissionen und stehen im Mittelpunkt der Innovation. Wenn wir wollen, dass sich etwas ändert, müssen wir damit beginnen, uns selbst zu ändern. Das wird nur möglich sein, wenn wir alle gemeinsam Verantwortung übernehmen: Bürger, Unternehmen, Verbände und Behörden."  – Ada Colau Ballano, Bürgermeisterin von Barcelona

Die Bürgermeisterin bringt mit Ihrer Aussage die Dinge auf den Punkt. Denn Städte machen 3% der Erdoberfläche aus, beherbergen aber mehr als 50% der Weltbevölkerung. Außerdem entfallen 60-80 % des weltweiten Energieverbrauchs und 75 % der weltweiten Kohlenstoffemissionen auf die Städte. Somit haben in Städten das Umsetzen der Klimapläne und nachhaltige Maßnahmen die größte Wirkung. Und da es Zeitverschwendung wäre, das Rad neu zu erfinden, wäre es effizienter, wenn die Städte von den Klimaplänen der anderen lernen könnten. Gemeinden erhalten so neue Ideen für lokale Klimaschutzmaßnahmen und finden so heraus, welche Maßnahmen gut funktionieren und welche nicht.  

Austausch von Ideen und Erkenntnissen zwischen Städten

Ein gutes Beispiel hierfür sind die grünen Bushaltestellen in Utrecht (die Niederlande). Diese Stadt hat in den letzten Jahren 300 ihrer Bushaltestellen mit Gründächern versehen und ist eine Inspiration für verschiedene Städte wie zum Beispiel Leipzig, Frankfurt und München. In der Zwischenzeit stehen in Warschau 20 vogelfreundliche Bushaltestellen mit Sedumdächern kurz vor der Fertigstellung, und Amsterdam experimentiert mit seiner eigenen Version von grünen Haltestellen. Wir hoffen, dass sich noch mehr Städte gegenseitig inspirieren und gemeinsam eine grünere, lebenswertere Welt schaffen werden. Im Folgenden stellen wir 6 inspirierende Beispiele für nachhaltige Stadtplanung vor.

Selbstbewässernde grüne Straßenbahnwartehäuschen mit Regenwasserspeichersystem in AmsterdamSelbstbewässernde grüne Straßenbahnwartehäuschen mit Regenwasserspeichersystem in Amsterdam, die Niederlande

1. Barcelona – weniger Verkehr in Superblöcken

Schon vor Barcelonas Klimaplan 2018-2030 hat die spanische Stadt mit dem kollektiven Dokument “Citizen Commitment to Sustainability”, das 2012 von mehr als 800 Organisationen unterzeichnet wurde, ernsthafte Schritte für ehrgeizige Veränderungen unternommen. Barcelona arbeitete mit 141 dieser Unterzeichner zusammen um das “Commitment to the Climate” zu definieren. Dieser städtische Fahrplan für den Klimawandel besteht aus Kooperationsprojekten der Jahre 2015-2017. Eines der Ergebnisse ist das Superblocks Projekt welches in 2016 gestartet ist.

Die Idee von Superblocks (vergleichbar mit 15-minute cities) ist ganz einfach: Man nimmt neun Wohnblöcke und verwandelt sie in einen großen Block, indem man den Autoverkehr mit mehr als 10 Stundenkilometern unterbindet und so den Raum für Fußgänger und Radfahrer zurückgewinnt. Auf diese Weise werden die ehemaligen Straßen in Gemeinschaftsräume umgewandelt, die die Anwohner in vollem Umfang nutzen können. Darüber hinaus verringern die Superblöcke die Luftverschmutzung und den sogenannten Wärmeinseleffekt in der Stadt. Außerdem verbessert sich durch Superblöcke die biologische Vielfalt in dem Gebiet. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels sind 6 Superblocks fertiggestellt, aber Barcelona will letztendlich mehr als 500 davon realisieren.

2. Basel – Obligatorische Dachbegrünung

Die Stadt Basel (Schweiz) hat eine sehr klare Haltung zu grünen Dächern. Seit 2002 muss nach dem Baugesetz jedes neue und sanierte Gebäude mit einem Flachdach ein Gründach haben. Die Ergebnisse sind auf Satellitenbildern deutlich sichtbar. Basel wird so buchstäblich zu einer grünen Stadt. Mit dem Gesetz will die Stadt die Temperaturen senken, Energie sparen und die lokale Artenvielfalt erhalten. In Basel wird die geschätzte Anzahl der Tage mit einer Temperatur von über 30 °C von 10,5 (1981-2010) auf 24,7 im Jahr 2035 ansteigen, so dass diese Initiative definitiv eine gute Idee ist. Neben der Verbesserung der Lebensqualität während Hitzewellen und der Verbesserung der lokalen Biodiversität tragen grüne Dächer auch zur Verringerung der Luftverschmutzung, der Treibhausgase und der Überschwemmungen bei.

3. Hamburg – Hochwasserschutzmaßnahmen

Hamburg arbeitet hart daran, eine nachhaltige, klimaangepasste Stadt zu werden. Eines der wichtigsten grünen Projekte ist seit einiger Zeit der Hochwasserschutz. Um dieser besonderen Auswirkung des Klimawandels zu begegnen, hat die Stadt die RegenInfraStrukturAnpassung-Strategie (RISA) angewendet. Bei dieser Strategie arbeiten Mitarbeiter der lokalen Verwaltung eng mit Unternehmen und Wissenschaftlern zusammen, um Wege für eine nachhaltige und zukunftssichere Regenwasserbewirtschaftung und Hochwasserprävention zu finden.

Möchten Sie mehr Infos über Hochwasserschutzmaßnahmen die Ihre Stadt nehmen kann? Sehen sie sich unser Webinar Innovation for future-proof cities an:

Sehen sie sich unser Webinar Innovation for future-proof cities an.

Die Stadt muss sich quasi in einen Schwamm verwandeln, der dafür sorgt, dass große Mengen Regenwasser nicht sofort in der Kanalisation verschwinden, sondern eine Weile zurückgehalten und schließlich durch Verdunstung oder kontrollierte Ableitung abgeleitet werden. Eine der Maßnahmen um dies zu erreichen ist die Gründach Strategie von Hamburg. Begrünte Dächer wirken als Wasserpuffer, indem sie Regenwasser absorbieren und dessen Abfluss in die Kanalisation verlangsamen. Seit der Umsetzung der Strategie hat die Stadt bereits mehr als 140 Hektar begrünte Dächer realisiert und strebt mindestens 100 weitere an. Bis mindestens 2024 subventioniert die Stadt Hamburg die Installation von Gründächern und gewährt den Eigentümern bis zu 100.000 Euros für die Begrünung ihrer Dächer. Damit sorgt Hamburg dafür, dass der Anreiz für die Installation von grünen Dächern erhalten bleibt und die Stadt ihren Titel als grünste Stadt Deutschlands erfolgreich verteidigen kann.

Künstlerische Darstellung der Begrünung Hamburgs
Künstlerische Darstellung der Begrünung Hamburgs durch BLUE TH. Foto: Matthias Friedel – Quelle

4. Melbourne – Bekämpfung des städtischen Urban Heat Island Effect in Melbourne 

Laut dem Klimaplan von Melbourne 2017-2050 möchte Melbourne (Australien) eine nachhaltige und resiliente Stadt werden. Eines der wichtigsten Projekte dieses Plans für nachhaltige Stadtentwicklung ist die Bekämpfung des sogenannten städtischen Hitzeinsel-Effekts. Dies geschieht durch die Begrünung städtischer Bereiche wie Gebäude, Verkehrskorridore und die Schaffung von mehr Freiflächen für die Waldwirtschaft. Dadurch wird die Stadt nicht nur kühler, sondern kann sie auch mehr Wasser zurückhalten, was in Dürreperioden hilfreich ist.

Um dies zu erreichen, plant Melbourne die Schaffung von fünf neuen Regionalparks und vier neuen Naturschutzgebieten im Städtischer Großraum, wodurch sich die Gesamtzahl von vier auf 13 erhöht. Die Freiflächen müssen gerecht verteilt sein und den Bedürfnissen aller Gemeindemitglieder gerecht werden. Darüber hinaus möchte die Stadtverwaltung durch entsprechende Landschaftsgestaltung das Begrünen von Dächern und Fassaden vorantreiben umso den Grünanteil in der Stadt zu erhöhen und dem Klimawandel entgegen zu wirken. Menschen, die ein Begrünungsprojekt starten wollen, können einen Zuschuss für die Begrünung über den Melbourne’s Urban Forest Fund erhalten.

Künstlerische Darstellung der Grünfläche am Southbank Boulevard in Melbourne
Künstlerische Darstellung der Grünfläche am Southbank Boulevard in Melbourne – Quelle: Melbourne City Council

5. Den Haag – Umweltpunkte sammeln

Den Haag war 2019 die erste Stadt in den Niederlanden, die ein Punktesystem eingeführt hat um den Bau von grünen und naturnahen Gebäuden zu fördern. Architekten und Entwickler werden von der Gemeinde aufgefordert, Grün und Natur in ihre Baupläne einzubeziehen. Dies geschieht durch ein Punktesystem. Jedes Bauprojekt muss eine bestimmte Anzahl von Grünpunkten erreichen. Entwickler können aus einer Liste von Maßnahmen auswählen. Auf dieser Liste ist auch ersichtlich, wie viele Punkte jede Maßnahme wert ist. Für ein biodiverses Gründach erhält man beispielsweise 3 Punkte, eine grüne Fassade 2 Punkte und ein Vogelhaus einen Punkt. Je größer oder komplizierter die Begrünungsmaßnahmen sind, desto schneller sammelt ein Projekt alle erforderlichen Punkte. Man kann aber auch viele kleine Maßnahmen durchführen und auf diese Weise die Punkte sammeln. Hausbesitzer können die Punkteliste als Inspiration für die Begrünung ihrer Häuser nutzen. 

Den Haag unternimmt erste Schritte auf dem Weg zu einer nachhaltigen Stadt. Das grüne Punktesystem ist ein guter Weg, um den Bau von naturnahen und klimaangepassten Gebäuden zu gewährleisten und die für 2030 und 2050 gesetzten Klimaziele zu erreichen.

Visualisierung eines naturverbundenen Gebäudes in Den Haag
Visualisierung eines naturverbundenen Gebäudes in Den Haag von DS Landschapsarchitecten – Quelle

6. Warschau – grüne Infrastruktur

Die polnische Hauptstadt Warschau ist die einzige Stadt des Landes, die sich dem Projekt Plan „Zielonego Miasta“ (Grüner Stadtplan) angeschlossen hat, das mit Unterstützung der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung durchgeführt wird. Eine der wichtigsten grünen Maßnahmen, an denen die Stadt gearbeitet hat, ist die grüne Infrastruktur. Neben den bereits erwähnten grünen Bushaltestellen, die mit vogel- und insektenfreundlichen Sedumdächern ausgestattet sind, legt die Stadt Sedum-Teppiche zwischen und um die Straßenbahngleise an. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts sind etwa 8 % der Gesamtlänge aller in Betrieb befindlichen Straßenbahnlinien und 12,1 % der separaten Gleise, die dem übrigen Verkehr nicht zur Verfügung stehen, begrünt.

Diese grünen Gleise haben viele Vorteile sowohl für die bestehende Infrastruktur als auch für die Umwelt. Sedum reduziert die Lärm- und Vibrationsbelastung durch Straßenbahnen. Die grünen Gleise helfen Überschwemmungen entgegenzuwirken, weil das Regenwasser gut abfließen kann. Außerdem haben die Pflanzen eine kühlende Wirkung, das heißt, sie können die Temperatur der Gleise um bis zu 50 % senken. Dies kann die Gefahr von Gleisverwerfungen und die Notwendigkeit von Inspektionen verringern. Die Pflanzen absorbieren auch CO2 und Feinstaub und verbessern die lokale Artenvielfalt. Und schließlich sind die Sedum-Matten pflegeleicht: Sie sind winterhart, können Trockenperioden überstehen und müssen im Gegensatz zu Rasen nicht gemäht werden.

Inspiration für künftige nachhaltige Städte

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wie man eine Stadt nachhaltig und grün gestalten kann. Stadtbegrünung durch begrünte Dächer, Grünfassaden an Gebäuden und Grünflächen kann einen großen Einfluss auf die Stadt haben. Sie wirkt vielen negativen Auswirkungen des Klimawandels – wie der Aufheizung der Städte und Überschwemmungen – entgegen, reinigt die Luft und verbessert die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bewohner. Um grüne Infrastruktur und naturnahes Wohnen zu fördern, könnten Punktesysteme ein guter Weg sein, um Architekten und Entwickler zu ermutigen, die Natur bei der Planung zu berücksichtigen.

Diese Maßnahmen können Hand in Hand mit anderen wirksamen Methoden der nachhaltigen Stadtplanung gehen, wie die Einführung von Superblöcken und grüner Infrastruktur. Oben genannte Beispiele stellen nur eine kleine Übersicht grüner Zukunftsstädte aus der ganzen Welt dar, die wunderbare Ideen hatten, die sich als wirksam erwiesen haben oder in diesem Moment getestet werden. Um das Klimaziel gemeinsam zu erreichen ist es wünschenswert, dass noch mehr Städte diesen Beispielen folgen werden und die Ideen in den Nachhaltigkeitsplan aufnehmen werden. So wird es hoffentlich in der Zukunft noch mehr Grüne Städte mit nachhaltiger Stadtentwicklung geben.

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